Ju-Jutsu: Deutschland bewegt sich - der Lübecker Judo Club bewegt Deutschland

Am 15.09.07 hatte sich die Städtetour der Aktion "Deutschland bewegt sich" der Barmer-Krankenkasse bis Lübeck vorgearbeitet. Mit dem DJJV als Partner dieser Aktion durfte Ju-Jutsu mit allen seinen Facetten natürlich nicht fehlen: Selbstverteidigung. Fitness. Wettkampf. Die Ju-Jutsu-Showauftritt-Einsatzgruppe des Lübecker Judo Club zeigte den zwar im Sonnenschein, aber bei eisigem Wind versammelten Zuschauern die ganze Palette des Ju-Jutsu.

Die Veranstaltung wurde von der Barmer sehr professionell aufgezogen. Optimale Bedingungen standen zur Verfügung, wenn man mal von der "Bühne" absah, die aus einem auf die Pflastersteine des Lübecker Marktes geworfenen und vom Vortagesregen durchnässten Teppich bestand. Ein Moderator kündigte die Aufführungen an und begann mit einem Interview mit Jens Dykow, der als Spartenleiter Ju-Jutsu im LJC den Auftritt seiner Vereinskameraden organisiert hatte. Während dessen trug die Showtruppe die Mattenfläche auf die Bühne, und dann legte Jens los und versuchte, die vielfältigen Aspekte des Ju-Jutsu parallel zu den Vorführungen zu erzählen.

Ju-Jutsu im Kinderbereich beginnt mit Gewaltprävention und Selbstbehauptung. Hierzu gibt es vielfach bereits Aktionen in den Kindergärten und Schulen. Themen wie Gewalt an Schulen und Selbstbewusstsein gegen die Opferrolle werden damit ebenso adressiert wie der Einstieg in die praktische Selbstverteidigung. "Nicht mit mir!" ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort. Ab 6 Jahren bietet der LJC ein Kindertraining an, welches durch seine besondere Vielfalt langanhaltenden Spaß am Sport vermitteln kann und so das Thema Bewegungsmangel effektiv angeht, denn nur, wenn es Spaß macht, bleiben die Kinder auch dabei. Die praktische Demonstration hierzu, selber ausgearbeitet und mit sichtbarer Freude an der Sache vorgeführt von Nico und Alissia aus der Kindergruppe von Maud Gdulla, nötigte denn auch gleich einige Eltern danach zu fragen, wo sie ihre Kinder anmelden könnten.

Der Bereich der Selbstverteidigung im Ju-Jutsu ist nicht nur für dessen Entstehungsgeschichte prägend, sondern noch immer eines der Hauptanliegen, bis hin zu der Konsequenz, dass ein ständiger Abgleich bezüglich Effektivität und Anwendbarkeit erfolgt und so ein Erstarren des Ju-Jutsu verhindert. Maud Gdulla, Marc Lubetzki, Diethard Kaben, Tarita Lemsky und Jan-Peter Bock wechselten sich mit Demonstrationen aus diesem Bereich ab. Neben der Abwehr aller möglicher Waffen ist es wichtig zu erwähnen, dass unter dem Stichwort "Mit SICHERHEIT Lebensgefühl" auch gesellschaftlich relevante Themen wie Frauen- und Seniorenselbstverteidigung vom DJJV angepackt werden. Auch Bürgercourage schreibt sich Ju-Jutsu mit dem Bereich der Nothilfe auf die Fahnen - besonders anschaulich demonstriert von Diethard, der Marc mehrfach daran hinderte, Maud zu belästigen. (Als wenn die sich nicht selber hätte wehren können.)

Dass Ju-Jutsu auch ein Hochleistungssport ist, in dem wir uns weltweit nicht verstecken müssen, demonstrierten dann Muriel Heller und Seher Dumanli. Nicht nur die Aufzählung der Erfolge der beiden Kämpferinnen, darunter der zweite Platz der australischen Judomeisterschaften von Muriel und der zweifache Europameistertitel von Seher, sondern auch der von Tarita kampfgerichtete Schaukampf der beiden machte Eindruck. Besonders, als Muriel auf der nicht ganz ebenen Mattenfläche in dem gleichen Moment stolperte, als Seher sie mit einem Fußtritt erwischte, und deshalb im hohen Bogen weggekickt wurde.

Ju-Jutsu beschränkt sich aber nicht nur auf Selbstverteidigung und Leistungssport, sondern beansprucht auch den Bereich Fitness - "Mit Sicherheit LEBENSGEFÜHL". Adressiert wird dies besonders mit dem DJJV-Sportabzeichen, einem mittlerweile auch von einigen Krankenkassen anerkannten Angebot, welches natürlich bestens in den Rahmen einer solchen Veranstaltung passt. Zusätzlich unterstützt von Simon Schmalfeld gingen alle Akteure noch einmal auf die Matte und zeigten, wie sie sich in den Aufgaben Pratzentraining, Wurfausdauer, Verkettung von Abwehrtechniken im Dreierkontakt, Freie Darstellung und Randori ihr Sportabzeichen verdienten. Zum Abschluss wurde dann die Gleichgewichtsaufgabe als Mitmachaktion angeboten. Jeder sollte sich auf ein Bein stellen, einen sicheren Stand suchen und dann beginnen, mit dem erhobenen Bein wiederholt ohne abzusetzen zu treten. Dass das kein Selbstgänger ist, zeigte sich auch bei einigen der Sportler auf der Matte - auch dort kippte der eine oder andere vom Sockel.

Im Rückblick ist zunächst mal festzuhalten, dass die Juka des Lübecker Judo Club wieder viel Spaß hatten (die nächste Vorführung ist dementsprechend schon in Planung). Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass die umfassende Story, die wir mit dem Ju-Jutsu von Gewaltprävention über SV für alle Generationen und Zielgruppen, Nothilfe, Leistungssport mit den Wettkampfformen bis hin zum Breitensport mit dem DJJV-Sportabzeichen erzählen, bei den Menschen ankommt und sie neugierig macht. Wir müssen nur unsere Angebote konkret beim Schlagwort nennen und sie in schlüssiger Form demonstrieren. Dies hebt uns deutlich von anderen (Kampfsport-)Vereinen ab, wie auch die Rückmeldungen aus dem Publikum an diesem Tage eindeutig bestätigten.

Text: Jens Dykow
Fotos: Karsten Dykow