Aikido: Mal was anderes: Angriffe mit und ohne Waffen Sommerlehrgang am 6. und 7. Juni 2008
Der Vereinslehrgang am ersten Juniwochenende 2008 war schon etwas spezieller. Zunächst einmal weil wir mit Carsten Foth und Dr. Andreas Dalski gleich zwei Lehrer durchgängig auf der Matte hatten. Das war echter Luxus, ermöglichte die Doppelspitze, die wunderbar harmonierte, doch eine intensive Betreuung der Schüler. Die beiden hatten sich denn auch in einer langen, konspirativen Sitzung etwas Besonderes für die über 30 Teilnehmer aus Lübeck, Hamburg, Grömitz und Elmshorn ausgedacht: Realistisches Angreifen sollten wir üben.
Dazu hatten sie die beiden ein vierstufiges Konzept ausgearbeitet. Über: "Fokussiere dein Ziel", "Bringe deine ganze Energie ins Ziel", über "Gib dich nicht auf" kamen wir am Sonntag schließlich zu "Nutze deinen eigenen Vorteil".
Was sich hier etwas theoretisch anhört, kam durchaus "verspielt" daher. Meine ganze Energie musste ich z.B. einsetzen, um einen dicken, roten Klebestreifen am Rumpf meines Trainingspartners zu befestigen. Dass dieser das gleiche Ziel bei mir verfolgte, brachte Bewegung ins Spiel: "Ausweichen und die Lücke zum Gegenangriff nutzen" hieß die Devise. Kampfgeist entwickelten wir auch beim Bälle balancieren: Der Medizinball lag auf der "Trage", die von zwei Jos gebildet wurde: Im Laufen schulten wir so den richtigen Abstand, die Abstimmung in der Bewegung mit dem Partner -alles Aspekte, die in der Technik, auf die die Vorübungen hinausliefen, wichtig waren. Gib dich nicht auf: Auch im Hebel des Kote Hineri sollte man noch den obligatorischen Klebestreifen befestigen, um Nage so eine Rückmeldung zu geben, ob und wo die Technik wirksam war. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel "Schmackes" hinter einem Schlagangriff sein kann, übten wir Tsuki gegen die blaue Matte, dann gegen die vom Partner gehaltene Pratze. Da war es wichtig, dass das Handgelenk gerade blieb. Nur ein sauber ausgeführter Schlagangriff schützt vor Verletzungen- bei Uke und bei Nage. Ist der Angriff zu unsauber, sprich -steuert er in die falsche Richtung-, gelingt die angesagte Technik nicht. Ein Tsuki, der auf das Kinn zielt statt auf den Bauch, verhindert, dass Uke Kote Mawashi optimal üben kann.
Am Beispiel der Waffen Jo und Bokken erläuterten und demonstrierten Andreas und Carsten eindrucksvoll, welchen Vorteil jede der Waffen bietet. Da beides Distanzwaffen sind, knobelten wir zunächst am richtigen Abstand: Yokumen Utchi und Shomen Utchi gegen einen mit der Pratze geschützten Partner vermittelte uns erstmalig ein Gefühl dafür, wie viel Schwung in einem korrekt ausgeführten Schlag steckt. Nun begriff man, wie wichtig es ist, das Kissen richtig zu halten, wollte man einen heilen Kopf behalten.
In der abschließenden Partnerübung Schwert gegen Stock übten wir die richtige Distanz, das abgestimmte Timing sowie die Konzentration auf den Partner (Sanshin). Obwohl man sich kaum bewegte -Nage führte einen Schnitt durch den Bauch des Uke- floss der Schweiß in Strömen. Dafür hatte man das echte Samuraifeeling. So ungefähr muss sich das damals angefühlt haben, als sich die Krieger gegenüberstanden. Jeder Fehler kostete (damals) das Leben.
Neben dem wirklich etwas anderen Training machte besonders das gemütliche Beisammensein auf der Terrasse am Samstagabend den Lehrgang perfekt. Jeder hatte etwas mitgebracht und in absolut entspannter Stimmung futterten wir uns satt und saßen bis zur Dämmerung um Roberts Feuerkorb, der uns den Bauch oder wahlweise den Rücken wärmte. (Das Feuer- nicht Robert!) Neben guten Gesprächen gab es viel zu lachen und man erfuhr das eine oder andere lustige Detail aus der Biographie seiner Sportsfreunde: so z.B. über Brian...
Schön fand ich, dass viele Leute beim Drumherum mit angepackt haben. Besonderer Dank gilt hierbei Stefan, der nicht nur die Getränkelogistik hervorragend gemeistert hat.
Ein rundum gelungener Lehrgang, der zeigt, dass auch (oder grade?) eine hausinterne Besetzung einen tollen Lehrgang garantiert.
Text: Frauke Drewitz
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